Susanne Walter findet Druckstöcke im Wald. Sie färbt die abgesägten Baumstümpfe ein und druckt sie vor Ort ab. Die Baumstümpfe sind die Reste, die nicht verwertbaren Überbleibsel der materialistischen Waldnutzung. Der Förster markiert die Schnittstelle, damit nur der nutzbare Teil verwendet wird, der Rest verbleibt als Wurzelwerk in dem Waldboden. Diese Schnittstelle markiert die Grenze zwischen dem in der Erde tief verwurzelten Baumrest und erinnert an den in der Zeit und in die Luft ehemals verzweigten Baum.

Susanne Walter finds printing blocks in the wood. She inks up the sawn-off tree stumps an prints them off where they stand. These tree stumps are the unusable left overs from the commercial use of the forest. The forester marks the cutting line so that only the usable portion is taken and what is left stays in the forest floor as a root system. This cutting line marks the division between the remaining tree with its roots buried deep in the earth an the memory of the former tree with its branches in a specific time and space.

Für Susanne Walter sind ein Abbild, eine Figur, ein Körper (zusammen: das Ansichtsschöne), lediglich ein Bestandteil von Kunst. Ihr sichtbarster Ausdruck. Doch die in Bielefeld lebende Künstlerin stellt auch die Frage, wie viel die Alltäglichkeit, das Weltverständnis, wie viel ein eigenes Leben zu leben zur Kunst beitragen kann. Denn das Kunstwerk steht nicht am Ende einer Idee. Sondern die Kunst steckt mitten drin im Leben.

Die Arbeiten von Susanne Walter sind Zeugnisse des Lebens, der Zivilisation und Gesellschaft. Es sind Momentaufnahmen, die Vergangenheit und Zukunft in sich bergen und die Assoziationen bzw. Fragen nach Person, Ereignis und Zeit hervorrufen.

Zeitspeicher - woodcuts
Die Fortsetzung der Druckgrafik mit anderen Mitteln

Susanne Walter ist Grafikerin. Genauer gesagt interessiert sie sich seit ihrer Ausbildung für die Druckgrafik. Eigentlich müsste man sie als Objektgrafikerin bezeichnen, denn es ist ihr gelungen, feinsinnig Wege zu ertüfteln, die traditionellen druckgrafischen Verfahren erfrischend umzunutzen und zu erweitern. Ihre Lösungen und Arbeitsergebnisse sind offensichtlich durchdacht, präzise umgesetzt ohne pingelig zu wirken und bieten einen kalkuliert ästhetischen Anreiz für die Nutzung der eigenen Denkwerkzeuge in unseren Hirnwindungen.